Jakobsweg Spanien - Mai 2010

Jakobsweg Spanien – Mai 2010

Nur wenige Monate vor der geplanten Spanien-Tour habe ich mein heiß geliebtes Canyon Nerve XC bekommen und aufgebaut. Im Winter waren noch einige Touren zur Übung dran und dann im Frühjahr wurde der Jakobsweg gemeistert 🙂

Biarriz – Irgendwo vor Roncesvalles

Tag: Do, 06.05.2010 | Strecke: 64km / 720hm

Angefangen hat die insgesamt knapp 900km lange Tour in Biarriz, Frankreich. Nach einigem Frust über die Umgangsweise des französischen Bodenpersonals mit sperrigem Gepäck haben wir die Bikes bereit gemacht, alles aufgeladen und sind los. Wir hatten schließlich noch eine Menge vor, wollten wir doch immerhin so weit wie möglich über die Pyrenäen kommen. In St.Jean Pied de Port ist der Startpunkt des Camino Frances und es gab den ersten Stempel. Einige Locals wissen es besser und raten uns ab noch heute (~19:30) weiter nach Roncesvalles zu fahren, aber wir sind doch noch frisch und jung und überhaupt..weiter! Das wurde die härteste Nacht (nicht nur) meines Lebens.

 

Irgendwo vor Roncesvalles – Pamplona

Tag: Fr, 07.05.2010 | Strecke: 78km / 1027hm

„Ich schlaf NIE WIEDER draußen in einem Schlafsack“ mit den Worten landete der Schlafsack vom Kumpel im Hotelmülleimer des Hotels in Pamplona, was wir nach einer recht mühevollen Überquerung der Pyrenäen erreichten. Ich hatte kein Problem damit, so konnten wir unsere gesamten Kräfte aufs „Speedrush“-Pilgern konzentrieren und hatten jeden Abend WLAN und warmes Wasser. Wir waren am klassischen Anfangspunkt Pamplona angekommen schon keine echten Pilger mehr, nunja, aber uns ging es gut.

Pamplona – Logroño

Tag: Sa, 08.05.2010 | Strecke: 98km / 1789hm

Von Pamplona wollten wir es unbedingt an einem Tag nach Logroño schaffen, wo uns unsere nächste Unterkunft erwartete. Bei miesem diesigen Wetter haben wir die 100km und 1800hm in das spanische Hochland am Abend geschafft und uns mit lecker essen und Bier belohnt. Das war trotz der vielen Höhenmeter eine geniale Etappe, die für mich der richtige Start unserer Tour.

 

Logroño – Burgos

Tag: So, 09.05.2010 | Strecke: 128,9km / 1541hm

Weil heute Sonntag ist plündern wir das Buffet im Hotel und nehmen alles als Proviant mit, was nicht niet und nagelfest ist. Gute Idee wie sich herausstellt, denn im spanischen Inland findet man am Sonntag nicht so einfach einen geöffneten Laden. Über Nájera und Belorado ging es nach Burgos, wo wir uns am Abend in einem Dönerladen bei deutschem Fernsehen erholen konnten (ja, wirklich).

 

Burgos – Sahagún

Tag: Mo, 10.05.2010 | Strecke: 134,6km / 600hm

Nachdem wir gut gefrühstückt hatten haben wir uns unseren Stempel in Burgos geholt und sind losgefahren über Castrojeriz und Carrión de los Condes nach Sahagún. Wir sind erst nahezu überhaupt nicht vorrangekommen, da wir auf das Navi vertraut haben und kreuz und quer über Felder gedackelt sind. Das Navigon hatte sogar Spurrillen mitten auf dem Feld als kleine Wege drin! Nachdem wir wieder auf die N-120 gefunden haben ging es jedoch besser vorran und wir konnten ordentlich Kilometer gut machen. Das Hotel in Sahagún war gefühlt das größte Gebäude dort, Einwohner hat der Ort knapp 3000 und ist damit eine der kleinsten Nachtlager auf unserer Strecke. Zum Abendbrot gab es aber ein gutes Buffetessen und sauber war es allemale.

 

Sahagún – Leon

Tag: Di, 11.05.2010 | Strecke: 64km / 350hm

Heute hatten wir nur eine kleine Strecke geplant, da einmal aus Leon raus ein richtig sattes Stück bis zum nächsten größeren Ort vor einem liegt und wir nicht riskieren wollten daran zu scheitern. Also gemütlich ab nach Leon und dann den halben Tag mit rumfahren und Hotel suchen verbracht. Es war auf dem höchsten (bestimmt!) Hügel dort in der Stadt und wir mussten bei der Steigung unsere Fahrräder schieben. Das Hotel wollte dann auch noch volle 8€ für einen kleinen Platz für die Bikes. Was tut man nicht alles dafür, dass die Guten es schön haben. Danach das übliche, Fressorgie mit Supermarkt-Beute und ausspannen.

 

Leon – Leon

Tag: Mi, 12.05.2010 | Strecke: 19km / 100hm

Nein, kein Tippfehler. Heute war es dermaßen kalt und hat dazu noch geregnet, dass wir die 100km-Etappe abbrechen mussten! Wir mussten die Füße in der Hotelwanne wieder auftauen und erstmal wieder runterkommen. Ein bisschen durch die Stadt stolziert und nichts gemacht an diesem Mittwoch.

 

Leon – Astorga

Tag: Do, 13.05.2010 | Strecke: 61km / 210hm

Nachdem wir leider gestern 50€ rausgeworfen haben für ein gebuchtes Hotel, was wir nie erreichten, sind wir heute einfach losgefahren und wollten bei dem extrem wechselhaften Wetter einfach gucken, wohin es uns bringt. Als wir Astorga erreicht hatten fing es an zu regnen und beschlossen hier erstmal zu bleiben. Für mich war es das Highlight der Tour, weil der Ort gemütlich, sauber und schön ist. Außerdem ist die Kathedrale echt eine Pracht!

 

Astorga – Ponferrada

Tag: Fr, 14.05.2010 | Strecke: 53km / 1200hm

Trotz Regen mussten wir weiter nach Ponferrada. Wir haben schon gebucht, weil wir uns sicher waren die 53km locker zu schaffen. Auf dem Weg sind wir am legendären Cruz de Ferro (höchster Punkt des spanischen Jakobswegs) in dichten Nebel gekommen. Es war schon ziemlich überwältigend wie viele Andenken dort oben platziert wurden. Man kann kaum an den Mast des Kreuzes kommen ohne auf etwas wertvolles zu treten. Ich würde behaupten die Abfahrt war eine der gefährlichsten Aktionen der ganzen Strecke. Wir konnten so gut wie nichts sehen durch den Nebel und Regen, sind aber trotzdem nicht langsamer gefahren. Ich meine es war diese Abfahrt, bei der wir bis zu 75km/h drauf hatten, absolut bescheuert!

Ponferrada – An der A6

Tag: Sa, 15.05.2010 | Strecke: 32km / 160hm

Heute sind wir unserem Ziel wirklich fast gar nicht näher gekommen, aber da das Hotel in Ponferrada ausgebucht war mussten wir weiterziehen trotz bescheidenem Wetter. Das einzige Hotel auf dem Weg nach Sarria über O Cebreiro war ein Autobahn-Motel. Klassisch, mieses Essen, Trucker, Abgase..aber wir haben uns dort gestärkt vor der fetten Tour nach O Cebreiro hoch (900hm).

 

An der A6 – Sarria

Tag: So, 16.05.2010 | Strecke: 65km / 1400hm

Heute kam das erste Mal so richtig die Sonne raus! Der Anstieg war nichtmal so schlimm und wir sind einfach gut vorrangekommen. Abwärts haben wir uns noch auf einen richtig genialen Trail verirrt, den man zwar eigentlich lieber ohne Gepäck gefahren wäre, aber es war trotzdem sehr geil. Mittlerweile sieht man immer mehr Pilger und auch viele Busse. Es gibt viele Leute, die ab O Cebreiro laufen, da es die letzte gültige Stempelstation vor Santiago ist um eine Urkunde zu erhalten. Und da laufen viele Leute eben ihre 150km und sagen danach sie hätten den Jakobsweg bezwungen..seis drum.

 

Sarria – Santiago de Compostela

Tag: Mo, 17.05.2010 | Strecke: 123,5km / 1650hm

Die letzten Kilometer beflügeln einen zu guter Stimmung und guter Leistung. Mir war die Sonne heute eindeutig zu knallig, aber die Karotte vor der Nase baumelte hin und her und so sind wir absolut durchgerusht bis zu unserem Ziel. Der Pilgerausweis war am Ende prall gefüllt und wir konnten unsere Urkunde abholen. Absolut unbeschreiblich genial war der Moment der Ankunft auf dem Platz vor der Kathedrale. Alles geht einem nochmal durch den Kopf und man ist glücklich es geschafft zu haben. Wir hatten außerdem keine ernsten Stürze oder sonstige Ausfälle bei den Bikes über 900km unter miesen Bedingungen, sehr gut!

Ab jetzt haben wir uns nur noch in der Stadt umgeguckt, Pizza von Dominos gefuttert und auf den Flug gewartet. Uns eben belohnt. Für den Rückflug haben wir unsere Bikes bei Oliveira Bicicletas einpacken lassen, die auch gleich einen Shuttle-Service zum Flughafen samt Bikes angeboten haben. Na klar! Es war ein genialer Trip, an den ich gern zurückdenke. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass mein Kumpel Andreas zu der Tour ebenfalls passende Worte in seinem Blog gefunden hat und auch sonst dolle Sachen erlebt und sie mit euch teilt. Kilometer/Höhenmeterangaben für diesen Eintrag sind von ihm mit besten Grüßen gemopst worden 🙂

 

Info: Die Bilder wurden gemacht mit einer Nikon D90 und einer Canon EOS 500D